Pressemitteilung
[Test] Kreisverband Bremerhaven
"Wenn wir es mit den Zielen Lebensqualität und Klimaschutz für Bremerhaven ernst meinen, müssen wir jetzt die Weichen in Richtung Verkehrswende stellen. Dazu müssen wir den Öffentlichen Nahverkehr zu einer echten Alternative zum Auto weiterentwickeln." Dies ist für Jens Volkmann vom Verkehrsclub Deutschland (VCD) und Gisela Wiegel vom Nord-Süd-Forum Bremerhaven ein zentraler Baustein bei der Erstellung des Verkehrsentwicklungsplans 2030.
"Seit Jahrzehnten wird in Bremerhaven nur auf den Autoverkehr gesetzt. Das ist völlig kontraproduktiv im Hinblick auf das Ziel, den CO2-Ausstoß im Verkehrssektor deutlich senken zu wollen. Und eine lebens- und liebenswerte Stadt für die Menschen ist so mit Sicherheit nicht zu realisieren", sagt Gisela Wiegel. "Eine 'Kliimastadt', in der der Autoverkehr dominiert, ist völlig unglaubwürdig."
"Um die ambitionierten Ziele einer 'Klimastadt' auch im Verkehrssektor zu erreichen, brauchen wir eine Verdoppelung des ÖPNV-Anteils am Gesamtverkehrsaufkommen", sagt Volkmann. "Dazu müssen wir den Öffentlichen Nahverkehr zu einer echten Alternative zum Auto weiterentwickeln. Das wird nur mit einer modernen Straßenbahn gelingen."
Volkmann nennt auch den Grund dafür: "Die Straßenbahn animiert aufgrund ihres Fahrkomforts signifikant mehr Autofahrer auf den ÖPNV umzusteigen als der Bus. Das belegen zahlreiche empirische Studien, in denen bei Umstellungen von Bus auf Straßenbahn Vorher-Nachher-Vergleiche vorgenommen wurden. Fahrgaststeigerungen von 100 Prozent und mehr sind hier durchaus üblich".
Wiegel nennt weitere Vorzüge der Tram: "Sie verfügt über die doppelte Kapazität eines Gelenkbusses, fährt vor Ort völlig abgasfrei, verbraucht bei durchschnittlicher Besetzung im Vergleich zum Auto nur ein Fünftel der Energie und verkehrt bei Versorgung mit Strom aus regenerativen Energien klimaneutral - also ohne CO2-Emissionen!"
Zugleich sei die Tram aber auch ein hervorragendes Instrument der Stadterneuerung und -verschönerung. Das werde nirgends so deutlich wie bei der Ausführung der Trasse als Rasengleis. So werde der öffentliche Raum deutlich aufgewertet und der Fahrweg zur ökologischen Ausgleichsfläche. Das ist nur bei der Straßenbahn möglich", betont Volkmann. "An unserem neuen Visualisierungsbeispiel Wulsdorf Mitte kann man sehen, wie dieses leistungsfähige Verkehrsmittel einem vom Autoverkehr erstickten Stadtteilzentrum zu neuem Leben verhelfen kann."
"Um abschätzen zu können, mit welchen Zuschüssen die Stadt Bremerhaven von Bund, Land und Europäischer Union beim Bau der Straßenbahn rechnen kann, muss die 'Standardisierte Bewertung von Verkehrsinvestitionen des öffentlichen Personennahverkehrs' jetzt auf den Weg gebracht werden", sagt Volkmann. "Diese volkswirtschaftliche Untersuchung ist ein zentrales Element der Verkehrsentwicklungsplanung. Bei einem positiven Ergebnis kann Bremerhaven mit einer Förderung in dreistelliger Millionenhöhe rechnen."
Die Straßenbahn fährt seit einigen Jahren, und in erstaunlich kurzer Zeit haben sich die Verkehrsgewohnheiten der Menschen merklich verändert. Der Öffentliche Nahverkehr ist auf dem besten Weg, die historischen Fahrgastrekorde aus den 1970er-Jahren nicht nur einzustellen, sondern zu übertreffen. Viele von der Straßenbahn benutze Straßenzüge sind nicht mehr wiederzuerkennen. Leherheide wird von einem grünen parkähnlichen Trassenband durchzogen, die Stadterneuerung kommt entscheidend voran. In Wulsdorf sorgte der Straßenbahnbau für die dringend nörige Verkehrsverlagerung aus dem Ort heraus. Mehr als die Hälfte der Strecke ließen sich als Rasengleis verwirklichen, Asphaltwüsten verschwanden. Auf einmal erscheint es auch machbar, die ambitionierten Klimaschutzziele erreichen zu können. Bremerhaven ist stolz auf ein Nahverkehrssystem, welches vollständig mit regenerativer Energie betrieben wird und dadurch nicht nur in der Fachwelt schnell Modellcharakter erlangte.
Jens Volkmann (VCD)
Tel. (0170) 5 97 11 60
Gisela Wiegel (Nord-Süd-Forum)
Tel. (0471) 5 01 00 94